Bioy Casares
Der Traum der Helden
(1954)
Der schillernde Erzählkosmos des argentinischen Autors Adolfo Bioy Casares (1914-1999) ist bevölkert von bizarren Gestalten, mythischen Erscheinungen, schönen, unerreichbaren Frauen, Helden und Anti-Helden auf der Suche nach sich selbst. Einsamkeit, Isolation, Lebenslügen und inneres Exil des Individuums, aber auch die schicksalsbestimmende Liebe sind die narratologischen Konstanten im Werk des Altmeisters der lateinamerikanischen Phantastik und Weggefährten von Jorge Luis Borges. Bioy Casares versucht, die „alltägliche Illusion einer festgefügten, »realen« Welt zu entlarven“ (R. Strien), die für ihn letztlich nur als eine Vielzahl nebeneinander existierender Wirklichkeiten präsentiert werden kann und thematisiert damit die Unmöglichkeit menschlicher Beziehungen. Beeinflußt von Autoren wie Defoe, Stevenson, Zola, Kafka oder Wells vermischen sich in seinem Werk Elemente der phantastischen Literatur, der Utopie, der Robinsonade, aber auch des Abenteuer-, Detektiv- und Bildungsromans miteinander. In Romanen wie La Invención de Morel (1940) oder Plan de Evasión (1945) werden dabei auf spielerische und parodistische Weise Fragen nach der insulären Existenz des Menschen in seiner Einsamkeit, aber auch nach dem Wesen von Kunst aufgeworfen, während El sueño de los héroes (1977) nicht nur als Zeugnis des argentinischen Lebens der ausgehenden 1920er gelesen werden kann, sondern auch als Allegorie auf die Herrschaft Peróns und als Dekonstruktion und Revision der Apotheose des Criollo-Mythos.